Ein Solo zu spielen, das bemerkte in den siebziger Jahren schon der Multiinstrumentalist Anthony Braxton, ist außerordentlich schwierig. Schon nach wenigen Minuten habe man all sein hart erarbeitetes Material auf den Tisch gelegt und ergehe sich in Wiederholungen dessen. Braxton kam zum Schluss, dass er zu diesem Zweck musikalisches Material entwickeln und kategorisieren musste, um einem längeren Soloauftritt gewachsen zu sein. Kategorien meinte Braxton im Sinne von musikalischen Parametern wie Triplets, Multiphonics etc. Auch der Kontrabassist Peter Kowald versuchte, sich diesem Dilemma zu entziehen, indem er forderte, zu Beginn das bekannte Material offen zu legen und erst dann miteinander in den improvisatorischen Dialog zu treten.

Das Solo ist die Reduktion auf einen Spieler, der in einer Person musikalische Textur, Rhythmus und Melodie entwickelt und selbst Teil des Klangkörpers wird. Oft wird man als Improvisationsmusiker gefragt, ob man bei Vernissagen oder anderen Ereignissen spielen möchte - das rührt augenscheinlich daher, dass die Improvisation als Form des musikalischen Ausdrucks den bildenden Künsten sehr nahe steht.

Der Solist ist zudem auf der Bühne mit sich und seinem Instrument alleine - oft einer ungeheuren Erwartungshaltung und dem eigenen schwankenden Konzentrationsvermögen ausgesetzt. Solo zu spielen bedeutet immer eine immense Anforderung an sich selbst.

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Im Bereich der Blasinstrumente gibt die Portierung der Zirkularatmung, die von dem australischen Didgeridoo bekannt ist, dem Spieler heutzutage die nötige Technik an die Hand, so dass er nicht mehr durch die naturgegebenen Zeiträume der Ein- und Ausatmung begrenzt wird. Diese Technik erlaubt gleichmäßige Tonläufe über einen langen Zeitraum, welcher nur von der Ausdauer des Spielers abhängt und zur Erfindung zusätzlicher musikalischer Texturen führt.

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Alone together - getreu dem Titel eines Duos von Eric Dolphy und Richard Davis versuchte ich, mit Hilfe von Studiotechnik mit mir selbst (oder auch gegen mich selbst) zu spielen. Die erste Bassklarinette spielt im Rhythmus der Zirkularatmung ein etwas aufgeschrecktes, hysterisches Muster. Die zweite Klarinette improvisiert über dieses repititive Thema lange Sololinien, die klar tonal akzentuiert sind.

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Witold Lutoslawski - ein 1994 bereits verstorbener polnischer Komponist, dessen Dance Preludes für Klarinette und Piano einfach fantastisch sind. Nach neoklassizistischen und folkloristischen Tendenzen wandte er sich seit den 50er Jahren verstärkt seriellen und experimentellen Kompositionstechniken zu. Ich habe einen Auszug aus den bereits 1956 komponierten Duetten gewählt. Die eigentlich für B-Klarinette gedachte Stimme spiele ich solo ohne Piano.

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